Verschiedenes
Eine Küchengeschichte
Eine (nicht ganz) kurze Geschichte über Küchen aus massivem Holz
Es war noch früh. Herr Baumeister ging allein im Stadtwald spazieren. Die Beschäftigung mit dem Umbau seines Hauses hatte ihn an diesem Samstagmorgen nicht länger schlafen lassen. Er war in der Morgendämmerung wach geworden, Vogelgezwitscher drang an sein Ohr. Leise war er aufgestanden und hatte das Schlafzimmerfenster weit geöffnet.
Überwältigt vom lauten Konzert der Vögel sog er die kühle Morgenluft in seine Lungen. Er fühlte sich erfrischt und belebt, eine Stimmung der Freude durchzog ihn. Er beschloss einen Spaziergang in den frühen Morgen hinein. Niemand begegnete ihm auf seinem Weg zum nahen Stadtwald außer ein paar Eichhörnchen, die aufgeschreckt zum nächsten Baum sprangen. Deutlich hörte er das Kratzen ihrer Krallen in der Borke. Einige Male blieb er stehen, um in den Büschen und Bäumen den Stimmen der singenden Vögel zu lauschen.
Im Wald angekommen, kam Herr Baumeister an einem beim ersten Frühlingssturm umgestürzten Baum vorbei. Es roch würzig nach frisch gesägtem Holz, denn die Waldarbeiter hatten begonnen, die alte, knorrige Eiche in kurze Stücke zu zersägen. Herr Baumeister blieb stehen und setzte sich auf den massiven Baumstamm. Glücklich gab er sich seinen Gedanken hin. Die für diesen Tag geplanten Ereignisse beschäftigten ihn. Für den Vormittag hatte sich sein Schreiner angemeldet, um den neuen Massivholzboden ein letztes Mal zu ölen. Anschließend wollten sie gemeinsam die weitere Einrichtung planen. Herr Baumeister ließ sich von seinen Vorstellungen treiben.
Trotz der Geräusche des Waldes empfand er Stille. Er stieß mit dem Fuß die neben ihm liegende abgesägte Stammrolle an. Als sie wegrollte, zeigte sich ein faszinierender Anblick: Die Säge war genau an einem verwachsenen Ast eingetaucht und hatte ihn angeschnitten. Mit dem Wachstum des Baumes war im Verborgenen eine Struktur entstanden, die nun sichtbar wurde. Im Zusammenspiel der verschiedenen Farbtöne, den Regel- und Unregelmäßigkeiten in der Zeichnung der Maserung und dem Verlauf der Holzfasern war eine wunderbare Harmonie entstanden. Herr Baumeister tauchte ganz in die Schönheit dieses Naturbildes ein und ließ seiner Phantasie freien Lauf. Plötzlich stiegen Kindheitserinnerungen in ihm auf und er begann die Jahresringe zu zählen, um das Alter des Baumveterans zu bestimmen. Was könnte sein Schreiner wohl aus solch einem Holz machen?
Das Klingeln seines Mobiltelefons riss ihn unsanft aus seinen Träumen. Der Schreiner fragte nach, wo er bliebe. Noch ganz erfüllt von seinen Erlebnissen eilte Herr Baumeister beschwingt nach Hause. Dort angekommen hatte er das Bedürfnis, noch mal eben über den neu verlegten Dielenboden zu laufen. So zog er schnell seine Schuhe aus und betrat ganz bewusst den Boden. Die Berührung seiner Fußsohlen mit den Holzplanken löste in ihm eine Welle der Freude und Bestätigung aus. Lange hatte er über die Wahl des Fußbodenbelags nachgedacht. Nun war er sich ganz sicher, dass die Entscheidung für einen massiven Holzboden genau richtig gewesen war. Seine Frau war ja auch von Anfang an dafür gewesen.
Später stand die Besprechung des Ablaufs der weiteren Arbeiten an. Wegen der Erweiterung der Küche hatten sie zur Zeitzurzeit nur eine notdürftige Kochgelegenheit eingerichtet. Die Fertigstellung der Küche mit dem Wiederaufbau der alten Schränke und Geräte war die vordringlichste Aufgabe. So sah die Planung zumindest bisher aus. Auf einmal jedoch war Herrn Baumeister nicht mehr ganz wohl bei dem Gedanken an die alte Kücheneinrichtung. Sie war ihnen damals zum Einzug in die erste gemeinsame Wohnung von den Schwiegereltern geschenkt worden und war sicher nicht die billigste gewesen, mit extra pflegeleichter Kunststoffoberfläche. Aber sie hatte auch etwas sterilesSteriles gehabt, wodurch die ganze Atmosphäre in der Küche gelitten hatte. Das hatte ihn und seine Frau immer schon gestört. Plötzlich musste er an seine Erlebnisse im Wald denken. Das Holz hatte so gut gerochen, war so farbig und frisch gewesen. Nun kamen ihm die alten Küchenschränke auf einmal gar nicht mehr passend vor.
Im Gespräch mit seiner Frau und dem Schreiner meldete er behutsam seine Bedenken an. Der Schreiner ging gleich auf sein Anliegen ein und bot dem Ehepaar Baumeister seine Hilfe an. Schon waren sie alle mitten im Gedankenaustausch für eine neue Küche. Herr Baumeister erzählte, dass er und seine Frau sich von einer neuen Küche mehr Ausstrahlung und Atmosphäre erhofften. Daraufhin empfahl der Schreiner ihnen eine Massivholzküche. Dieses Naturmaterial habe genau die gewünschten Eigenschaften. „Was?”, sagte Herr Baumeister, „Eine Küche ganz aus Massivholz, geht das überhaupt und ist das nicht viel zu teuer?”
„Kein Problem”, meinte der Schreiner und fing an zu erzählen: „Schauen sie, Holz ist einer der ältesten Baustoffe überhaupt, es wird schon seit Jahrtausenden für die Herstellung der verschiedensten Dinge verwendet. Holz ist fest und stabil, lässt sich aber trotzdem gut bearbeiten. Die Menschen haben sich schon immer mit Holz behaglich eingerichtet und waren stets angeregt, die natürliche Schönheit und Ausstrahlung von Holz zu verstärken, indem sie die Oberflächen polierten. So kamen die Farben in der Maserung besser zur Geltung. Der Schreiner hat es mit Ornamenten verziert und der Künstler hat in der Skulptur die Natur mit seinen Empfindungen veredelt.”
So sei es doch ganz natürlich, sich in der Küche mit diesem schönen Material zu umgeben, meinte der Schreiner zu den Baumeisters. „Früher”, sagte er, „da waren die Küchenräume oft von dem Rest der Wohnung ausgegrenzt und reine Arbeitsräume. Aber heute hat die Küche einen ganz anderen Stellenwert erhalten, sie wird in die gesamte Wohnung mit einbezogen, sie ist Teil des Wohnens geworden. So soll die Einrichtung der Küche nicht nur praktisch ,praktisch, sondern vor allem auch schön sein.” – „Klingt ja auch alles sehr überzeugend, wie sie Sie das so erzählen”, warf Frau Baumeister-Schulze ein, „aber für mich muss die Küche auch hygienisch und leicht sauber zu halten sein.”
„Robust muss sie sein”, fügte ihr Mann hinzu, „wenn ich an unsere alte Küche denke, muss ich sagen, die hat über die Jahre ganz schön gelitten, die Kanten sind an einigen Stellen aufgequollen, einige Türen hängen schief und die Arbeitsplatte ist auch nicht mehr die schönste., Der Handwerksmeister erwiderte: „Es ist leider so, dass heutzutage oft sogenannte Ersatzwerkstoffe verarbeitet werden.” – „Ersatzwerkstoffe?“, fragte Herr Baumeister lachend. „Was meinen Sie denn damit?” – „Das sind z.B. mit Leim verklebte und verpresste Holzspäne, die zur optischen Aufwertung mit einer dünnen Kunststoffschicht oder im besten Fall mit einem Furnier bedeckt werden, womit eine nicht vorhandene Qualität vorgetäuscht wird”, sagte der Meister. Die Baumeisters nickten verständnisvoll.
„Im Gegensatz dazu steht massives Holz. Durch und durch ein Material, da kann nichts abblättern oder aufquellen.“, sagte der Schreiner. „Tatsächlich ist es so, dass Massivholzmöbel durch den Gebrauch immer mehr an Ausstrahlung gewinnen. Mit etwas Pflege werden sie uralt. Schauen sie Sie doch mal in ein Antiquitätengeschäft, je älter, umso reizvoller werden die Möbel und man fragt sich, was macht sie eigentlich so wertvoll trotz aller Schrammen, schiefhängender Türen und klemmender Schubladen.“ – „Ja, das ist sicher richtig, aber wenn wir jetzt über eine neue Küche nachdenken, sollte es schon was modernes sein”, meinte Frau Baumeister-Schulze.
„Ja natürlich”, sagte der Schreiner, „ich wollte auch nur auf den bleibenden Wert von Massivholz hinweisen und die Frage nach dessen Robustheit beantworten. Ein weiterer wichtiger Aspekt im heutigen Küchenbau sind die Beschläge. Da sind wir heute in der glücklichen Lage, auf ein großes Angebot bester Qualität zugreifen zu können, für Türen, Klappen, Schubladen, zum drehen, heben, rollen, schwenken, mahlen, mixen, schneiden. Da bleiben kaum Wünsche offen. Es ist gar keine Frage, natürlich ist eine Küche, die sie Sie von mir angefertigt bekommen, auf dem neuesten Stand und hochmodern, vielleicht auch gerade weil wir ein seit Jahrtausenden eingesetztes Material benutzen, das immer aktuell ist.” – „Na, sie Sie scheinen sich ja auszukennen.“, unterbrach ihn Herr Baumeister. „Klingt nach einer Menge Erfahrung im Herstellen von Küchen.”
„Da haben sie Sie Recht”, sagte der Schreinermeister begeistert. „Zum Beispiel ist es ja so, dass massives Holz in gewisser Weise immer lebendig bleibt. Es möchte sich stets der Temperatur und dem Feuchtegehalt seiner Umgebung anpassen, das muss bei der Verarbeitung berücksichtigt werden. Dabei kommt uns in der Tat eine lange Erfahrung zugute. Das Ergebnis ist dann ein absolut hochwertiges Produkt aus handwerklicher Herstellung.”
„Nicht nur hochwertig, sondern vermutlich auch absolut hochpreisig”, sagte Herr Baumeister herausfordernd. „Ja natürlich”, antwortete der Schreinermeister, „unsere Küchen sind tatsächlich im Preissegment hochwertiger Produkte aus dem Küchenstudio angesiedelt, wobei es allerdings einen entscheidenden Unterschied gibt. Kaufen Sie eine Küche im Küchenstudio, sind im Preis Leistungen wie Provisionen, Logistik, Transport und Handelsspannen enthalten, die im Endprodukt nicht mehr zu finden sind. Im Gegensatz dazu kommt bei der handwerklichen Herstellung die gesamte Wertschöpfung dem Produkt und damit ihnen Ihnen als Kunde zugute. Unsere Küchen sind im wahrsten Sinn ‚wert-voll‘.”
„Zusätzlich haben sie Sie bei mir den Vorteil einer Planung, wie sie Sie sie nur im Handwerk bekommen. Wir gehen genau auf die vorhandene Raumsituation ein und können ihre Ihre individuellen Wünsche berücksichtigen. Das alles setzten wir dann in der Fertigung um, sodass sie Sie eine speziell für sie Sie angefertigte Küche erhalten, ohne dass sie Sie für ihre Ihre Sonderwünsche einen hohen Aufpreis zahlen müssen. „Ich kann das gut verstehen“, sagte Frau Baumeister-Schulze, „vielleicht ist es möglich, dass wir uns eine von ihnen Ihnen angefertigte Küche ansehen können, haben sie Sie eine Referenz?” – „Ja natürlich“, antwortete der Schreiner. Sie verabredeten sich, um bei einem anderen Kunden des Schreinermeisters eine von ihm gebaute Küche anzuschauen.
Die Besichtigung dieser Küche hinterließ einen tiefen Eindruck bei den Baumeisters. Die Begeisterung der Hausfrau, die auf jedes Detail hinwies und die Ausstrahlung, die von den schön gemaserten Holzfronten ausging, ließ sie ins Schwärmen geraten. „Meine Küche ist jetzt fünf Jahre alt”, sagte sie, „sie wird noch immer mit jedem Tag schöner.” Sie waren restlos überzeugt von dem, was sie sahen. Noch am selben Tag beauftragten sie ihren Schreiner mit der weiteren Planung. „Das freut mich sehr”, sagte dieser, „dann sollten wir gleich einen neuen Termin vereinbaren, um den Grundriss und die Anordnung der einzelnen Funktionsbereiche festzulegen. Ich werde mir schon mal was überlegen und einige Materialien bemustern. Vielleicht können ja auch sie Sie schon mal darüber nachdenken, wie ihre Ihre neue Küche ausgestattet sein sollte.”
Sie verabredeten sich und gingen dann auseinander und jeder seinen eigenen Geschäften nach. Mit dem Wochenbeginn stand bei den Baumeisters das Tagesgeschäft mit Beruf und Familie an, da blieb nicht mehr viel Raum für Träume. Der Handwerksmeister musste sich um seine Werkstatt kümmern, da wollten weitere Kunden bedient werden und seine Mitarbeiter mussten mit Arbeit versorgt werden. Aber es arbeitete in seinem Kopf. So langsam reifte eine erste Vorstellung von seinem neuen Projekt, er konnte ja nicht einfach auf ein fertiges Küchenprogramm, aus dem er eine Küche hätte zusammenstellen können, zurückgreifen, sondern er musste sich da ganz auf seine Kreativität und Erfahrung verlassen.
Für das nächste Treffen bereitete er eine Mappe mit Skizzen und Fotos vor und stellte einige Materialmuster zusammen. Seiner Erfahrung nach war es schwierig, sich bei den Planungen nur auf das Vorstellungsvermögen zu verlassen, er konnte da nie sicher sein, ob bei seinen Kunden auch das ankam, was er im Kopf hatte. Vorstellungen führten leicht zu Missverständnissen. Da war konkretes Anschauungsmaterial doch wesentlich besser für die Verständigung. Manchmal hatten seine Kunden auch einen Katalog aus dem Möbelhaus oder eine Zeitschrift zum zeigen, das war ja auch als Orientierungshilfe sehr hilfreich. So kamen sie bei ihrem nächsten Treffen wieder zusammen: Der Handwerker erfüllt von seinen Ideen und tatsächlich ein wenig aufgeregt, seine Kunden neugierig und erwartungsvoll. Konnte er ihre Erwartungen mit seinen Ideen erfüllen? Es war ein ganz wichtiger Moment für den weiteren Prozess. Es gelang, die Kataloge lagen schon ausgebreitet auf dem Tisch.
„Um mal zu sehen, was heute im Küchenbereich überhaupt so angeboten wird, haben wir mal verschiedene Küchenstudios aufgesucht” , sagte Frau Baumeister-Schulze. „Das ist doch vollkommen in Ordnung”, sagte der Schreiner, „das kann uns als Orientierungshilfe sicher von Nutzen sein. Haben sie Sie denn bei ihren Ihren Besichtigungen etwas entdeckt, was wir als Anregung aufgreifen können?” – „Ja, haben wir”, sagte Herr Baumeister, „da gab es in einer dieser Ausstellungen eine Küche mit so einer frei stehenden Kochinsel, so nennt man das doch, oder? Das hat meiner Frau auf Anhieb sehr gut gefallen.” – „Natürlich, das ist auf jeden Fall eine gute Sache”, bestätigte der Schreiner. Das war es also, der freistehende, von allen Seiten zugängliche Küchenblock, die Kochinsel. Sehr praktisch, vor allem wenn man zu mehreren kocht. Nur leider sind diese Inseln in den meisten Küchen nicht unterzubringen, weil die Räume zu klein sind. Auch war diese Anordnung der Kochstelle mitten im Raum immer in Verbindung mit einer großen Abzugshaube und einem großen Abzugskanal nach draußen zu sehen.
„Haben sie Sie denn schon geprüft, ob Ihre Küche überhaupt groß genug ist für so eine Anordnung?” – „Nein, haben wir noch nicht”, sagte Herr Baumeister, „aber hier in diesem Katalog gibt es einen beispielhaften Grundriss, den können wir ja zum Vergleich heranziehen.” Nach kurzer Prüfung stellte sich rasch heraus, dass sich in dem vorhandenen Raum eine Insellösung nicht realisieren ließ. „Schade”, sagte Frau Baumeister-Schulze enttäuscht, da sie sich auf Anhieb in die Insel verliebt hatte. „Dann zeigen sie Sie uns doch jetzt mal, wie sie Sie sich das vorgestellt haben”, wandte sich Herr Baumeister an den Schreinermeister. Das tat er auch sofort. Nach seinen Plänen sollte es keine starre Küchenzeile mit den üblichen Oberschränken werden.
„Schauen sie Sie mal hier”, dabei öffnete er seine Mappe und zeigte auf eine Skizze, „ich hatte da mehr an eine Anordnung mit Einzelmöbeln gedacht, um die Einrichtung etwas aufzulockern.” Da der Küchenraum zum Essraum hin offen war, ergab sich die Möglichkeit, in diesem Übergangsbereich die Küchenarbeitsplatte mit einer abgesenkten Tischplatte abzuschließen. „Hier können sie Sie dann zum frühstücken sitzen oder bei der kleinen Mahlzeit zwischendurch. So brauchen sie Sie das Geschirr nicht so weit hin- und herzutragen.” Auch die Baumeisters fanden die Idee gut.
Erfreulicherweise entwickelte sich die weitere Planung zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit, in die der Schreinermeister seine Ideen und sein Fachwissen, die Baumeisters ihre persönlichen Wünsche einbrachten. Sie sprachen über Arbeitsabläufe beim Kochen, Backen, Spülen. Dann natürlich erklärte Ihnen der Schreiner die verschiedenen Konstruktionsarten, sie sprachen über Holzarten und die verschiedenen Arten, die Oberflächen zu schützen.
Die endgültige Planung ergab dann eine Anordnung in L-Form. Da Frau Baumeister Linkshänderin ist, war es sinnvoll, den Arbeitsablauf von links nach rechts anzulegen. Beginnend an dem langen Schenkel des L‘s mit besagtem, kleinem Esstisch, schloss sich eine geschlossene Zeile mit dem Ablegen, Spülen und Putzen und Vorbereiten bis hin zum Kochen und Anrichten am kurzen Schenkel an. Da sich an dieser Kochstelle aber auch das einzige Fenster befand, gab es reichlich Diskussionen darüber, ob das nun wirklich die geeignete Stelle für den Herd sei. Frau Baumeister-Schulze wusste sich durchzusetzen und Ihre ihre Meinung deutlich zu vertreten, die bei solchen Auseinandersetzungen beliebte Frage, „Wer steht denn die meiste Zeit in der Küche?”, beendete schließlich die Diskussion.
Eines war in deutlich geworden, die Frau des Hauses wusste inzwischen schon ziemlich genau, wie die neue Küche werden sollte. Sie war sich ganz sicher, dass die Kochstelle am Fenster sein sollte, sie war davon überzeugt, dass sie gerne am offenen Fenster kochen wolle. Sie untermauerte Ihre ihre Meinung mit weitern Argumenten. „Ich finde das gut so, dann ziehen die Kochgerüche auch sofort ab nach draußen. ”
Im Verlaufe der weiteren Planung ergab es sich dann doch noch, dass der Herd zumindest neben das Fenster rutschte. Da auf Wunsch von Frau Baumeister-Schulze der vorhandene E-Herd weiterhin zum Einsatz kommen sollte, ergab sich aus dessen Standardhöhe in Kombination mit der geplanten Höhe von fünfundneunzig Zentimetern bei den Arbeitsflächen ein abgesenkter Kochbereich. Auch war das neue Küchenfenster vorausschauend mit einem Unterlicht versehen worden, sodass sich später das Fenster problemlos über neben dem Herd abgestellte Töpfe öffnen lassen würde.
So herrschte bei den Dreien plötzlich wieder Übereinstimmung und Einigkeit, woraus sich wiederum eine harmonische Stimmung ergab, die für die weitere Arbeit nur förderlich sein konnte. Herr Baumeister wusste geschickt die Situation für sich zu nutzen. Er wollte unbedingt den alten Kühlschrank wieder aufstellen. Vor vielen Jahren hatten sie sich für einen dieser gewaltigen Kühlschränke im Retro-Design entschieden. Ein wahres Monster in jeder Beziehung. Aber Stromfresser hin und Stromfresser her, Herr Baumeister bestand darauf, mindestens zwei Flaschenkästen auf einmal kühlen zu können, ohne nun jede Flasche einzeln hereinstellen zu müssen. Großzügig gab seine Frau ihre Einwilligung. Neben dieser großzügigen Kühleinrichtung war mit einem kleinen Abstand ein einzelner Hochschrank geplant zur Aufnahme eines weiteren Backofens und eines Dampfgarers, den Ihnen ihnen der Schreiner besonders empfahl. Somit stand der Grundriss und nun ging es um die Auswahl der Ausstattung und des zu verwendenden Holzes, welchem ja eine besondere Bedeutung zukommen sollte. Massives Holz war nun schließlich der Anstoß gewesen über eine neue Küche nachzudenken.
Bei der Ausstattung wurden sie sich schnell, denn Frau Baumeister-Schulze hatte klare Vorstellungen: „Ich möchte so viel wie möglich in Schubladen unterbringen können.”, sagte sie. „Das finde ich am aller praktischsten.” – „Genau, und wenn ich dir beim Wegräumen helfe, kann ich immer einfach alles in die Schubladen hineinwerfen und bin schnell fertig.”, warf Herr Baumeister als kleinen Scherz ein. Grundsätzlich ließ keiner von den Dreien Zweifel über die Vorzüge von Schubladen aufkommen, speziell wenn sie mit den passenden Unterteilungen für Besteck, Geschirr, Töpfe etc. eingerichtet sind. Sie sprachen noch über einige Details und konnten dann das Thema Beschläge und Ausstattung zügig abschließen.
„So”, sagte der Schreinermeister, „nun bleibt im Grunde ja nur noch die Frage der Holzauswahl übrig. Dabei ist unter anderen die Frage zu klären, ob die Fronten möglichst dekorativ wirken oder eher zurückhaltend ausgeführt werden sollen. Ich habe ihnen Ihnen dazu verschiedene Holzmuster mitgebracht und ich schlage vor, dass ich die hier bei ihnen Ihnen lasse und sie Sie sich in Ruhe alles anschauen können und wir noch mal einen Termin vereinbaren, bei dem wir über die Holzauswahl sprechen. Ich muss sowieso zunächst Ihre Küche weiter planen. Wir haben den Grundriss festgelegt und die Ausstattung und Einrichtung haben wir auch schon im Einzelnen besprochen. Jetzt kann ich mit der Planung jetzt wirklich ins Detail gehen.“
Seine Kunden wollten natürlich sofort etwas zum Thema Holz wissen, es war ja schließlich der Ausgangspunkt von Herrn Baumeister gewesen, über eine neue Küche nachzudenken. „Was würden sie Sie denn vorschlagen? Welches Holz würden sie Sie denn nehmen? Da bin ich doch neugierig. Sie als Fachmann haben doch bestimmt schon Ihre Meinung dazu.”, sagte Herr Baumeister erwartungsvoll. „Ach, wissen sieSie”, sagte der Schreinermeister, „ich bin in der Beziehung etwas altmodisch eingestellt. Für mich geht nichts über Eichenholz. Deutsche Eiche, wobei die häufig aus Frankreich kommt, ist für mich einfach Qualität in jeder Beziehung.” – „Oh nein! Das können sie Sie doch nicht im Ernst meinen?”, sagte Herr Baumeister erschrocken.
„Schon gut, schon gut!”, fiel ihm der Schreinermeister lächelnd ins Wort. „Ich weiß, dass viele Menschen mit Eichenholz einen Stil verbinden, der nicht jedermanns Geschmack ist. Was mich mit Eichenholz verbindet, ist ein einzelner, einsamer, uralter, knorriger, etwas erhöht stehender majestätischerer Baumriese mit weit ausladender Krone an einer Wegegabelung. Oder der Dachstuhl in einem Schloss über und über mit Spinnweben und dem Staub der Jahrhunderte überzogen und beleuchtet von den scharfen Lichtstrahlen, die durch das löchrige Dach nach innen dringen. Ausgetretene Treppen und Fußböden oder ein feines Schnitzwerk in einer Kirche. Da sind für mich jede Menge Emotionen dabei. Denken sie Sie nur mal an eine dieser imposanten Orgeln, die werden auch heute noch aus Eichenholz angefertigt. Im gesamten gehobenen Innenausbau gehört Eichenholz nach wie zu den vorzüglichen Hölzern – auch bei modernen Inneneinrichtungen. Das ist ja auch kein Wunder, schauen sie Sie mal, Buche ist sehr hart und dadurch strapazierfähig, aber im Ausdruck eher langweilig. Das Kirschbaumholz, oder überhaupt die Obsthölzer, sind sehr dekorativ, wirken aber oft schon etwas bunt. Eschenholz ist in der Maserung der Eiche ähnlich, wirkt aber oft etwas grob.
Und nun schauen sie Sie das Eichenholz an und sie Sie werden bemerken, da ist alles drin in einer wunderbaren Mischung aus all den geschilderten Eigenschaften. Eine große Strapazierfähigkeit verbunden mit einer vielfältigen Zeichnung in der Maserung, eingebettet in eine feinporige Struktur, das Ganze mit einem angenehmen Braunton in vielen Schattierungen eingefärbt, sodass das Holz sehr dekorativ, aber nicht aufdringlich wirkt. Das ist am Ende das, was die besondere Ausstrahlung von Eichenholz ausmacht und wovon sich so viele Menschen angezogen fühlen. Wobei ihnen diese Anziehungskraft natürlich meist nicht bewusst ist, sie fühlen sich einfach nur angezogen von dieser Qualität, die sie unbewusst spüren.“
Beim nächsten und abschließenden Treffen fiel die Wahl dennoch nicht auf das vom Schreiner persönlich bevorzugte Eichenholz. Die Türen und Blenden der Schubladen sollten aus europäischem Kirschbaumholz gefertigt werden. Es eignet sich hervorragend für den Möbelbau, lässt sich gut verarbeiten und die natürliche, intensive Holzfarbe wird mit der Zeit immer ausgeprägter. Die Frage nach dem richtigen Material für die Arbeitsplatten wurde noch kurz diskutiert, aber dann auch zügig entschieden. Im Nassbereich der Spüle wünschte sich Frau Baumeister Schulze eine unempfindliche und pflegeleichte Oberfläche. So fiel die Wahl auf eine Edelstahlspüle integriert in eine Arbeitsfläche aus Edelstahl. Für die restlichen Flächen fiel die Wahl auf europäisches Ahornholz.
Der Schreinermeister arbeitete nun sein Angebot mit allen Detailbeschreibungen endgültig aus. Die Familie Baumeister erteilte umgehend Ihre ihre Zusage und bestellte ihre neue Küche. Endlich nahte der Tag, für den sich der Schreinermeister angemeldet hatte, um mit seinem Team die neue Küche anzuliefern und einzubauen. Es war ein Festtag für die Baumeisters. Fasziniert verfolgten sie die Arbeiten. Alles lief wie am Schnürchen und passte auf Anhieb. Das Ende der Geschichte ist ein Traum aus Holz, der für die Baumeisters jeden Tag aufs Neue wahr wird. Die neue Küche verbreitet genau die Atmosphäre, die sie sich immer gewünscht hatten. Gerne fassen sie ihre Küche an und streichen über die samtweiche Oberfläche der geseiften Arbeitsplatte aus hellem Ahornholz.